Hunderte oder gar Tausende Freiwillige, die zeitlich und örtlich unabhängig voneinander ein Projekt vorantreiben – das klingt futuristisch, ist allerdings unter dem Begriff Crowdsourcing schon seit einigen Jahren populär. Das Crowdsourcing, häufig auch Crowdworking genannt, beschreibt die interaktive und kollaborative Arbeit von Internetnutzern an einem gemeinsamen Projekt.
Der Begriff orientiert sich am Outsourcing, bei dem Unternehmen ihre Aufgaben an andere Unternehmen auslagern. Hier geht es allerdings darum, interne Teilaufgaben auf Freiwillige bzw. freie Mitarbeiter auszulagern oder Rückmeldungen und Ideen zu bestehenden Produkten und Dienstleistungen zu sammeln. Eines der bekanntesten Beispiele für Crowdsourcing ist die Online-Enzyklopädie Wikipedia, bei der User selber Inhalte erstellen, bearbeiten und weiterentwickeln können. So lässt sich die Schwarmintelligenz optimal nutzen – davon profitieren nicht nur Unternehmen, sondern auch die Crowd selbst.
Jeff Howe und Mark Robinson prägten im Jahr 2006 den Begriff Crowdsourcing für eine moderne Art der interaktiven Arbeitsteilung. Für Unternehmen bringt diese Methode zahlreiche Vorteile wie eine deutlich höhere Flexibilität mit sich: Gerade bei schwankender Auftragslage können sie Aufgaben je nach Auslastung an die Crowd weiterreichen. Zudem spart die Auslagerung interner Aufgaben Zeit und Ressourcen, da sich die Mitarbeitenden anderen Dingen widmen können. Auch hohe Kosten für Experten fallen nicht an - wobei Crowdsourcing nicht bedeutet, dass Laien am Werk sind. In der Crowd aus Internetnutzern befinden sich häufig viele Experten für spezifische Bereiche, sodass die Qualität der erbrachten Dienstleistungen oder entwickelten Produkte keinesfalls geringer ausfallen muss.
Die sogenannte „Intelligenz der Masse“ lässt sich dabei vielfältig nutzen. Beispielsweise können Unternehmen Dienstleistungen über Plattformen einkaufen - darunter fallen unter anderem Content, Designs oder Programmier-Leistungen. Im Bereich der Forschungs- und Entwicklungsprozesse, insbesondere auch der Marktforschung, profitieren Unternehmen von den Ideen und Rückmeldungen der Crowd, mit denen sie ihre Produkte zielgenau verbessern können.
Um Crowdsourcing sinnvoll zu nutzen, sollten im Vorfeld die Vorgehensweise, Ziele und Aufgaben klar definiert sein. Die Auswahl der richtigen Crowd ist wichtig für den Erfolg eines Projekts - ebenso müssen Aufwandsentschädigungen, Datenschutz-Fragen und weitere rechtliche Aspekte von Anfang an geregelt sein. Je nach Projekt kann es für die Freiwilligen Vergünstigungen oder finanzielle Entlohnungen geben, in vielen Fällen stehen allerdings der Spaß an der kreativen Umsetzung oder die gemeinschaftliche Anerkennung im Vordergrund.
Auslagerung interner Aufgaben: Unternehmen kaufen Dienstleistungen ein, z.B. Texte über Content-Plattformen. Dort erstellen angemeldete Autoren in Heimarbeit ganz nach ihren Kapazitäten Content und werden dafür bezahlt. Im Bereich Design läuft das Crowdsourcing ähnlich ab: Eine Plattform wie Threadless ermöglicht Nutzern, eigene T-Shirt-Designs online zu stellen, die dann erworben werden können.
Marktforschung & Produktentwicklung: Hier ist die Meinung von Kunden gefragt – sie sind direkt in die Produktion eingebunden und können aktiv mitentscheiden. So entwickeln Unternehmen die Produkte nicht am Kunden vorbei, sondern können sie exakt auf ihre Zielgruppe zuschneiden. Dabei können die User beispielsweise aus verschiedenen Vorschlägen für Produktnamen oder Designs abstimmen. Dieses Vorgehen wirkt sich letztendlich auch positiv auf die Markenbindung aus.
Crowdtesting: Beim sogenannten Crowdtesting testet eine bestimmte Anzahl von Freiwilligen Apps, Spiele oder Programme, damit diese bezüglich ihrer Performance und Usability optimiert sowie eventuelle Bugs gefixt werden können.
Crowdfunding: Das Crowdfunding zählt im weitesten Sinne zum Crowdsourcing. Hier haben Menschen die Möglichkeit, Projekte, die sie spannend finden, mitzufinanzieren und so die Entwicklung maßgeblich voranzutreiben.
Crowdsourcing ist gerade dank der Digitalisierung beliebter denn je. Es bietet nicht nur Unternehmen zahlreiche Vorteile, sondern ermöglicht Usern auch, sich bei den vielfältigsten Projekten aktiv einzubringen und mitzuentscheiden. Die immer weiter voranschreitende Vernetzung ist ein guter Indikator dafür, dass sich das Crowdworking in den nächsten Jahren beständig weiter in bisherigen Geschäftsprozessen etablieren wird.