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Spieltheorie

„Die Hirschjagd“ oder „Stag Hunt“

Die Geschichte basiert auf einer Parabel des Genfer Aufklärungsphilosophen und Universalgelehrten Jean-Jacques Rousseau (1712 – 1778) und weist entsprechend typische Genrecharakteristika auf. Rousseau dachte im Discours sur l’origine et les fondements de l’inégalité parmi les hommes (Diskurs zum Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen) über das Wesen der Menschen und ihr interessengeleitetes Verhalten nach.

Die Parabel handelt von zwei Jägern. Diese befinden sich im Wald auf der Jagd, um einen Hirsch zu erlegen. Dies gelingt nur, wenn sie als Team zusammenarbeiten. Kreuzt ein Hase ihren Weg, den jeder auch allein erlegen könnte, böte dies potenziell den Anreiz, die, wenn auch kleinere Beute, allein zu jagen und nicht zu teilen.

 

Die Interessenlagen:

Grundannahme ist, dass beide Jäger es prinzipiell vorziehen, den größeren Hirsch zu jagen, dessen Fleisch ihnen besser mundet. Somit wäre es eigentlich im Interesse der Jäger, sich auf die kooperative Hirschjagd zu fokussieren. Der Hirsch wäre also das Optimum für beide (Masse und Klasse). Ein Hase wäre allerdings immer noch besser, als ohne Beute von Dannen zu ziehen. Zudem wäre der Aufwand geringer, es müsste nicht kooperiert werden und die Beute ist der alleinige Jagderfolg. Der Jagdgefährte würde im Falle dieses Sinneswandels allerdings leer ausgehen, denn einen wesentlich kleineren Hasen zu teilen ist nicht attraktiv.

Die gemeinsame Hirschjagd wäre also auch der solidarischere Ansatz, da diese für beide Jäger ein auskömmliches Resultat verspräche. Somit stehen die Chancen gut, dass beide Jäger den Hirsch vorziehen und somit ein egalitäres Resultat anstreben.

 

Die Metaebene:

Nun kommt es zum einen auf das individuelle Vertrauen der beiden Jäger an. Zum anderen darauf, wie viel dem Einzelnen die persönliche Absicherung in Relation zur Solidarität mit dem Kollegen und dem bestmöglichen Ergebnis bedeutet. Diese Überlegungen und das daraus abgeleitete Verhalten können auch auf einen gesellschaftlichen Kontext oder das Gelingen eines Projektes als Beitrag zum Unternehmenserfolg übertragen werden.
Vertraut keiner seinem Jagdgefährten, werden beide den Hasen, der praktischerweise zufällig den Lauf kreuzt, der aufwendigeren Hirschjagd vorziehen. Es stellt sich zudem die rein charakterliche Frage, inwiefern zumindest einer der Jäger an relativem Gewinn interessiert ist. Beispielsweise wenn er davon überzeugt ist, dass er ohne Beute verhungern müsste. Dann ist anzunehmen, dass er nicht das Risiko eingehen wird, seinen Kompagnon allein mit dem Hasen davon kommen zu lassen, da aus seiner Sicht zu viel auf dem Spiel steht.

 

Fazit - Erfolgreiche Projekte hängen von der Teamkonstellation ab:

Rousseau erschuf die Parabel, da er die menschliche Natur, die ihm zufolge von rationalem Handeln geprägt ist, entlarven wollte. Rousseau ging davon aus, dass ein Mensch stets den Hasen jagen wird, da er nicht kooperiert, obwohl dies für alle Beteiligten das beste Resultat verspräche.

Somit unterstellt Rousseau den Menschen Egoismus. Dieser läge in seiner Natur. Deshalb ist ein Mensch bereit, ein minderwertigeres Ergebnis in Kauf zu nehmen. Um nicht kooperieren und vertrauen zu müssen, lässt er sich die „fettere“ Beute entgehen und damit den maximalen Erfolg. Er gibt sich mit dem geringeren Ergebnis zufrieden, um den Erfolg nicht vom Kollegen abhängig machen zu müssen und um das Risiko zu vermeiden, mit leeren Händen dazustehen.


Dabei ist das erfolgreiche realisieren von Projekten das Ergebnis des Zusammenspiels von multiplen Expertisen und Kompetenzen. Jede Rolle in einem Projektteam ist dabei für den erfolgreichen Abschluss von Bedeutung. Im Interesse eines qualitativ hochwertigen Ergebnisses sollte niemand die Kooperation meiden, um einem anderen Mitglied des Projektteams eine positive Rolle zu erschweren. Wichtig ist die klare Verteilung von Zuständigkeiten, die teaminterne Kommunikation und insbesondere dafür die Zusammenstellung des Teams. Auf diesen Grundvoraussetzungen fußen erfolgreiche Projektmanagementmethoden wie Scrum oder etablierte Ansätze zur Prozessoptimierung, wie beispielsweise Six Sigma.

 

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